„Ich komme mir oft vor wie ein DURACELL®-HÄSLI!“
Mit diesen Worten begründete ich im September 2014 im Alter von 42 Jahren zu Beginn meiner Ausbildung zum Atempädagogen /-therapeuten am Institut für Atem- & Körperpsychotherapie in Freiburg i.B., meinen Gang in die Atem- und Körpertherapie und meinen Entschluss, die Ausbildung zum Atem- und Körpertherapeuten anzutreten. Das Duracell®-Häsli ist ein Maskottchen der Batteriemarke Duracell® seit den Siebzigerjahren. In Werbungen wird gezeigt, wie dieser Hase durch die langlebigen Batterien Tag und Nacht unermüdlich und ohne Unterbruch und Pausen auf seiner Trommel herumtrommelt, weite Strecken läuft, auf einem Boot paddelt oder gar mit Langlauf Skiern läuft.
Doch warum fühlte ich mich oft wie ein Duracell®-Häschen? Und was ist daran eigentlich negativ? Es kann doch von Vorteil sein, wenn man voller Energie ist. Warum ging ich in eine Therapie? Diese Fragen will ich hier beantworten:
Einerseits ist es eine Ressource, eine starke und langanhaltende Batterie mit psychischer, emotionaler Energie mit mir herumzutragen. Es verleiht mir im Leben oft den Mut und die Motivation, gewisse Vorhaben umzusetzen, dazu auch viel Durchhaltewillen. Allgemein gibt mir diese Charaktereigenschaft ein gutes Lebensgefühl und Optimismus. Auch kann ich andere Leute mit meiner Energie und dem Optimismus anstecken.
Doch erlebte ich in meinem Leben auch oft, dass ich die „überschüssige“ Energie, die sich unter anderem auch durch eine innere Unruhe entwickelte, nicht immer genügend kanalisieren konnte. Oft hetzte ich mich selbst durch Fragen und innerliche Sätze wie:
„Mache ich das jetzt richtig? Hab ich genug Zeit? Ich will nämlich nicht versagen!“
Durch diese Denkweise entstand grosser Stress, den ich durch eine gewisse optimistische Vitalität des Duracell®-Häslis meistern wollte und bis zu einem gewissen Grad auch konnte. War die Grenze jedoch erreicht, konnte es vorkommen, dass ich bei anderen Personen aneckte und ich auch gar gemieden werden konnte. Zudem lief ich Gefahr, dass meine Energiereserven plötzlich verbraucht waren und es zu einem Burnout hätte kommen können. Die Gefahr eines Burnouts wurde verstärkt durch das Gefühl von Unzulänglichkeit. Es gesellte sich zur teilweise mangelnden Selbststeuerung ein mangelndes Selbstbewusstsein, das zu einer zunehmenden Traurigkeit und zunehmendem Verlust von Lebensfreude und Lebensenergie, jedoch auch zu einem Gefühl von Wut führte. Das Duracell®-Häsli lief Gefahr, seine Batterie vollends zu leeren.
Ich spürte auch, dass ich zunehmend das Gefühl für meinen Körper verlor und dass ich mich darin nicht mehr so richtig wohl fühlte: Ich schlug zunehmend meine Beine und Hüften an Tischen und Pulten an. Weiter kollidierte ich mit anderen Personen zusammen, weil ich mich zu schnell umdrehte und sofort losmarschierte. Auch bekam ich oft Kopfschmerzen, bzw. Migräne. Oft war ich so in meinen Gedanken versunken, dass mir erst beim Ausspannen bewusst wurde, dass ich einen Körper habe, bzw. erst dann konnte ich den Körper so langsam wieder spüren. Zudem hatte ich auch oft zittrige Hände und sogar die Stimme konnte zittrig sein. In extremen Situationen führte die innere Unruhe zu Schweissausbrüchen und es entstand ein Gefühl, den Körper nicht mehr kontrollieren zu können.
Auf der Suche nach einem Therapeuten / einer Therapeutin fand ich die Adresse einer Atem- und Körpertherapeutin. Diese Therapieform war mir bis dahin unbekannt, aber sofort sympathisch. Denn ich war mir sicher, dass ich einen besseren Zugang zu mir und meinem Körper am besten direkt über meinen Atem und Körper finden würde. Dies wurde mir dann im Laufe der Therapie und der Ausbildung zum Atem- und Körpertherapeuten trotz gewisser Widerständen und „Auf und Ab’s“ bestätigt:
Durch unterschiedliche Atem- und Körperübungen und die Behandlungen auf der Liege kann ich heute meine überschüssige Energie, bzw. meine innere und äussere Erregung besser kanalisieren. Eine grosse Hilfe dabei ist, dass ich besser wahrnehmen und somit befriedigen kann, was mein Körper benötigt. So kann ich meine Emotionen und Affekte, wie z.B. Trauer und Wut, aber auch Gefühle von Unsicherheit und Übermut, bewusster und somit gezielter regulieren.